Immunsystem Basics angeborenes und erworbenes Immunsystem

So arbeitet das Immunsystem – Die Basics unserer Abwehr

Unser Immunsystem besteht aus einem komplexen Netzwerk verschiedener Barrieren, Organen, Zellen und Substanzen, die uns tagtäglich vor Krankheitserregern (Viren, Bakterien, Pilzen, Parasiten), Fremdstoffen und entarteten Zellen beschützen. In jeder Sekunde arbeitet unser Immunsystem daran, zwischen „selbst“ und „fremd“ zu unterscheiden. Wird etwas als fremd bzw. schädlich erkannt, wird eine gezielte Immunreaktion eingeleitet. Diese umfasst eine schnelle, unspezifische Abwehr mithilfe der angeborenen Komponenten des Immunsystems und eine langsamere, spezifische Abwehr, die durch erworbene Komponenten des Immunsystems vermittelt werden.

In diesem Artikel wirst du zunächst mehr über die einzelnen Bestandteile des Immunsystems erfahren, also welche Organe beispielsweise dazugehören. Außerdem lernst du, in welche Komponenten man das Immunsystem einteilen kann und wie eine Immunreaktion grob abläuft.

CHRISTINAWINZIGAPR24© BrunoTenschert78

Grundlegende Einteilung des Immunsystems

Grundsätzlich lässt sich das Immunsystem in zwei wichtige Systeme unterteilen: das angeborene (unspezifische) Immunsystem und das erworbene (spezifische) Immunsystem.

Das angeborene Immunsystem ist – wie der Name schon andeutet – von Geburt an vorhanden und verfügt über schnelle, allgemeine Abwehrmechanismen. Zur angeborenen Komponente des Immunsystems lassen sich zusätzlich noch anatomische und physikalische Barrieren (Haut, Schleimhäute, Sekrete wie Speichel oder die Magensäure) zählen.

Das erworbene Immunsystem wiederum entwickelt sich ein Leben lang. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es spezifische Erkennungs- und Markierungsmechanismen entwickelt, um beispielsweise die verschiedenen Erreger möglichst effizient bekämpfen zu können. Das erworbene Immunsystem stellt also auch unser immunologisches Gedächtnis dar.

Zu beiden Komponenten des Immunsystems zählen sowohl Zellen (zelluläre Abwehr) als auch nicht-zelluläre Bestandteile (humorale Abwehr; vom lateinischen humor = Flüssigkeit, Feuchtigkeit).

Angeborenes und erworbenes Immunsystem Zellen und nicht zelluläre Bestandteile Christina Winzig HIstameany

Abbildung 1 Das Immunsystem lässt sich in zwei Teile gliedern: Dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem.

Bevor wir auf die zellulären Bestandteile des Immunsystems genauer eingehen, müssen wir noch die „Geburtsstätten“ unserer Immunzellen (primär lymphatische Organe) und wichtige „Stützpunkte“ unseres Immunsystems (sekundär lymphatische Organe) eingehen.

In den primär lymphatischen Organen findet die Produktion und Reifung wichtiger Zellen sowohl der angeborenen als auch der erworbenen Komponente des Immunsystems statt. Ein zentrales Organ ist das Knochenmark, in dem alle Blutzellen, einschließlich der Immunzellen, gebildet werden. Hier entwickeln sich aus hämatopoetischen Stammzellen u.a. die verschiedenen Immunsystemzelltypen.

Ein weiteres primär lymphatisches Organ ist der Thymus. Hier findet die Reifung von T-Zellen statt, welche aus dem Knochenmark als unreife Vorläuferzellen in den Thymus einwandern. Dort reifen sie dann zu verschiedenen Subpopulationen heran und es findet auch eine Selektion statt, um autoreaktive T-Zellen – also T-Zellen, die körpereigenes Gewebe angreifen würden – auszusortieren. Nach diesem Prozess verlassen sie als sog. selbsttolerante naive T-Zellen den Thymus und wandern in sekundär lymphatische Organe sowie andere Gewebe ein oder zirkulieren im Blut und der Lymphe.

Bei den B-Zellen läuft es übrigens ähnlich. Sie werden im Knochenmark gebildet und reifen dort zu selbsttoleranten naiven B-Zellen heran. Naiv bedeutet, dass sie noch nicht spezifisch gegen ein bestimmtes Antigen gerichtet sind, also z.B. einen Erreger oder Virus. Anschließend zirkulieren sie im Blut und der Lymphe und wandern vermehrt in sekundär lymphatische Organe ein, wo sie auf Antigene warten.

Die sekundär lymphatischen Organe sind also wichtige Sammel- und Stützpunkte unseres Immunsystems, an denen es nach Antigenkontakt zu einer weiteren Reifung und Vermehrung von Immunzellen kommt. Sie stellen demzufolge einen zentralen Ort der Immunreaktion dar. Zu den sekundär lymphatischen Organen zählen die Lymphknoten, die Milz und die Lymphfollikel der Schleimhäute (sog. Mukosa-assoziiertes lymphatisches Gewebe, kurz MALT). Zu Letzteren zählen z.B. die Mandeln im Rachenraum oder Lymphfollikelansammlungen im Darmtrakt.

Zellen des Immunsystems

Nun, da wir wissen, wo die Zellen unseres Immunsystem gebildet werden und wo sie sich gerne aufhalten, können wir uns die einzelnen Zelltypen sowie nicht-zellulären Bestandteile und deren Aufgaben genauer ansehen.

Zelluläre und nicht-zelluläre Bestandteile des angeborenen Immunsystems

Neben den bereits erwähnten anatomischen und physikalischen Barrieren gehören auch eine Reihe von Zellen und nicht-zellulären Bestandteilen zum angeborenen Immunsystems.

Zu den Zellen zählen Monozyten, Makrophagen, Natürliche Killerzellen, dendritische Zellen, Granulozyten (neutrophile, eosinophile und basophile) sowie die Mastzellen.

Nicht-Zelluläre Bestandteile umfassen das Komplementsystem (Proteine), Zytokine, Interferone, Akute-Phase-Proteine, chemische Abwehrstoffe (z.B. Enzyme wie Lysozym), Rezeptoren (z.B. MHC-Rezeptoren, Pattern-Recognition-Receptors) und natürlich Substrate, die von den Zellen ausgeschüttet werden, z.B. Histamin aus den Mastzellen.

Zelluläre und nicht-zelluläre Bestandteile des erworbenen Immunsystems

Zu den Zellen des erworbenen Immunsystems zählen die T- und B-Zellen sowie Gedächtniszellen (Plasmazellen), während die Antikörper die nicht-zelluläre Komponente darstellen.

Immunsystem Basics nicht zelluläre Bestandteile des Immunsystems Zytokine Interferone Histamin

Abbildung 2 Nicht nur Zellen! Botenstoffe, wie Histamin, Zytokine und Akute-Phase-Proteine, zählen zu den nicht-zellulären Bestandteilen des Immunsystems.

Ablauf einer Immunreaktion

Die einzelnen Komponenten des Immunsystems arbeiten hochkoordiniert zusammen, um den Körper vor Infektionen, entarteten Zellen und schädlichen Substanzen zu schützen. Unsere Immunzellen patrouillieren im Blut, der Lymphe und unserem Gewebe – ständig auf der Suche nach Feinden oder bösartigen Zellen.

Werden beispielsweise Erreger erkannt, schütten Immunzellen chemische Botenstoffe (z.B. Zytokine) aus, um andere Immunzellen anzulocken und zu aktivieren. Spezielle Zellen des Immunsystems, die sog. antigenpräsentierenden Zellen (z.B. Makrophagen, dendritische Zellen) können anderen Immunzellen Bestandteile der Erreger präsentieren, was weitere Immunzellen aktiviert und eine spezialisierte Antwort auf die Erreger auslöst.

Nach Erkennung eines Erregers wird also eine Kaskade ausgelöst, in der es zu einer engen Zusammenarbeit zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem kommt. Die Zellen kommunizieren über chemische Botenstoffe miteinander, um die Bedrohung gezielt und v.a. auch lokal zu bekämpfen. Ziel ist es nämlich immer, den Körper zu schützen und keine ausgedehnte Reaktion hervorzurufen, die zu viel gesundes Gewebe schädigen könnte.

Sind die Erreger erfolgreich besiegt worden, bildet unser Immunsystem ein Gedächtnis aus, um bei einer erneuten Konfrontation noch schneller und effektiver reagieren zu können. Das Immunsystem kann also durch Erregerkontakt konditioniert oder „trainiert“ werden.

Immunsystem Basics Immunreaktion angeborenes Immunsystem erworbenes Immunsystem Erregerabwehr Infektion

Abbildung 3 Das angeborene und erworbene Immunsystem arbeiten bei der Erregerabwehr eng zusammen.

Ein faszinierendes Netzwerk

Wie du siehst, ist das Immunsystem unglaublich komplex und bildet ein fein abgestimmtes Netzwerk aus vielen Zellen und nicht-zellulären Bestandteilen, die uns täglich vor zahlreichen Bedrohungen schützen.

Von den Barrieren, die eine erste Verteidigungsmauer bilden, bis hin zu den hoch spezialisierten Zellen unseres erworbenen Immunsystems – jede Komponente hat ihre eigene, einzigartige Aufgabe in diesem komplexen Gefüge. Die koordinierte Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den verschiedenen Bestandteilen des Immunsystems verdeutlichen, wie perfekt alles in unserem Körper abgestimmt ist.

In den kommenden Blogartikeln tauchen wir noch tiefer in die Welt des Immunsystems ein. Wir werden die einzelnen Zelltypen, ihre Funktionen und ihre Bedeutung für die Immunabwehr detailliert beleuchten. Außerdem werfen wir einen genaueren Blick auf den Ablauf der Immunreaktion, wie unser Körper die Balance zwischen effektiver Abwehr und Selbstschutz hält und was passiert, wenn diese Balance gestört ist. Freu dich auf spannende Einblicke – es wird noch viel zu entdecken geben!


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Quellen

Autor

  • CHRISTINAWINZIGAPR24© BrunoTenschert78 Kopie

    Christina Winzig ist Wissenschaftlerin aus Überzeugung – mit einer besonderen Leidenschaft dafür, komplexe Zusammenhänge einfach und greifbar zu machen. Schon während ihres Studiums arbeitete sie in Australien an spannenden Forschungsprojekten, bei denen die Wirkstoffe aus Spinnen-, Skorpion- und Schneckengiften auf ihre mögliche Anti-Krebs-Wirkung untersucht wurden. Diese Arbeit weckte ihre Begeisterung für die Möglichkeiten der Wissenschaft und den Wunsch, Erkenntnisse sinnvoll in die Praxis zu übertragen. Mit ihrer Weiterbildung zur Medizinredakteurin verlagerte sich ihr Fokus auf die ganzheitliche Gesundheit. Durch zahlreiche Fortbildungen in Labormedizin, präventiver Medizin, Immunologie, Nährstoffkunde und ganzheitlichen Therapien baute sie ihre Expertise weiter aus. Besonders am Herzen liegt ihr die Arbeit mit Laborwerten: Für Christina sind sie ein unschätzbares Werkzeug, um sowohl in der Prävention als auch bei der Suche nach den Ursachen von Beschwerden Klarheit zu schaffen und gezielt vorzugehen. Heute widmet sie sich der Aufgabe, Menschen dabei zu helfen, ihre Gesundheit besser zu verstehen und aktiv zu gestalten. Ihr Ziel ist es, medizinisches Wissen so aufzubereiten, dass es für jeden zugänglich und anwendbar wird – immer mit dem Blick auf die gesamte Person und die bestmögliche Unterstützung für ein gesundes Leben.

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